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thumb|250px|Der Lohgerber. Aus: Was willst du werden? Bilder aus dem Handwerkerleben. Berlin : Winckelmann [c. 1880]. Bild gemeinfrei.Die Gerbung ist der wichtigste Schritt in der Lederherstellung und dient maßgeblich der Konservierung der Tierhäute (der sogenannten Blößen), um deren Zersetzung zu verhindern und sie für ihre spätere Verwendung zu stabilisieren. Da die Haut zu einem Drittel aus Eiweiß (Collagen) besteht, bewirkt das Gerben zudem, daß die Eiweißfäden beim Trocknen nicht verkleben und verhärten, sondern durch die Gerbstoffe flexibel vernetzt werden. thumb|250px|Zeitgenössische Gerberei. Gerbereien sind Betriebe, die die Tierhaut des geschlachteten Tiers in einen gebrauchsfähigen Zustand bringen. Die Rohhaut wird in einer Gerberei über viele Arbeitsschritte zu Leder, Pelzen oder Fellen verarbeitet, die dann meist von der nachfolgenden Industrie zu Schuhen, Bekleidung, Taschen, Riemen oder Auto- oder Polstermöbel weiter verarbeitet werden. Selten gelangen die Felle oder Häute unbearbeitet in die Hand des Endkunden. Höchstens Schafsfelle oder Dekorationsfelle einer Jagd werden ohne weitere Verarbeitung vom Konsumenten gewünscht.
Die Lederindustrie ist in Europa aufgrund der Umweltauflagen rückläufig. China ist inzwischen weltgrößter Lederhersteller geworden. Nur spezialisierte oder im Hochpreissegment agierende Gerbereien haben in Europa langfristig eine gute Überlebenschance. Ein weiterer Grund für die abnehmende Zahl von Gerbereien ist die lohnintensive Weiterverarbeitung. Leder muss geschnitten, gestanzt, vernäht und verklebt werden. Solche Arbeiten sind in Asien deutlich billiger. Daher ist die Lederproduktion vor Ort der Weiterverarbeitung ökonomisch sinnvoll. In China und anderen asiatischen Staaten wird ein Großteil der weltweit verkauften Schuhe und Bekleidung herstellt. Nur hochwertige Schuhe, Bekleidung und Möbelleder können noch in den Industrieländern hergestellt werden. Auch Autoleder werden meist noch in den Industrieländern produziert. Daher sind auch die Gerbereien für diese Segmente in den Industrieländern vorhanden.
Die Hauptgerbarten sind die Chromgerbung (fast alle Bekleidungsleder und Schuhoberleder), die Pflanzengerbung (i.d.R. Gürtel, Sohlenleder, Reitleder), die synthetische Gerbung und die Trangerbung (z. B. Fensterleder, Trachtenleder). Häufig werden verschiedene Gerbarten kombiniert, um bestimmte Eigenschaften des Endprodukts zu erreichen, z. B. die synthetische Gerbung mit der Chrom- oder Pflanzengerbung.
Ein weiteres als "Gerbung" bezeichnetes Behandlungsverfahren ist die sogenannte Weißgerbung oder Alaungerbung. Diese Gerbart zählt auch zu den ältesten Gerbverfahren. Diese findet mit Alaun (Aluminiumsulfat) und Kochsalz statt (gelegentlich auch, als Glacé oder französische Weißgerbung, zusätzlich mit Eidotter und Mehl, oder als Hirngerbung mit tierischer Gehirnmasse). Sie wird meist verwendet, um Dekorationsfelle, z. B. als Bettvorleger, herzustellen. Die Lederseite wird bei dieser Gerbart weiß, daher die Bezeichnung Weißgerbung. Die Gerbung ist nicht permanent, da die Gerbstoffe durch Wasser aus dem Fell wieder ausgespült werden können: Weißgegerbte Häute gelten als nicht waschbar. Wird diese Eigenschaft bei Fellen erwünscht, greift man hingegen auf Glutaraldehyd-Gerbung (auch: Relugangerbung bzw. medizinische Gerbung) zurück. Diese macht das Fell haltbar, gibt ihm allerdings auch einen gelblichen Ton.
thumb|250px|Gerberei in Marrakesch. Bild: [https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Donarreiskoffer Donar Reiskoffer], Lizenz: GNU 1.2Das älteste Gerbverfahren ist die Trangerbung, die seit etwa 6000 v. u. Z. belegt ist; pflanzlich gegerbt hingegen wird bereits seit der Bronzezeit vor etwa 4000 Jahren. Die Chromgerbung ist seit dem Jahr 1900 die verbreitetste Gerbmethode, zumal sie aufgrund ihrer hohen Wirkgeschwindigkeit zu bevorzugen ist - im Gegensatz dazu kann pflanzliche Gerbung 15 Monate oder länger benötigen. Im Jahr 2001 wurden der Fachliteratur zufolge bereits 78% aller Leder in Deutschland chromgegerbt, 21% lohgegerbt und nur 1% sämisch gegerbt.
Die Farbe des Leders - vor der eigentlichen Färbung - lässt in der Regel erkennen, welches Gerbverfahren angewandt wurde. Pflanzliche Gerbung färbt das Leder bräunlich, Trangerbung gelblich, Alaungerbung weiß und Chromgerbung silbergrau (Wet Blue).
Die Ausbildung zum Gerber ist in Deutschland nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung geregelt.
Bereich | Chromgegerbte Leder in % | Tendenz |
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Schuhoberleder | 95 | Keine Änderung |
Möbelleder | 70 | Abnahme zugunsten FOC |
Autoleder | 50 | Abnahme zugunsten FOC |
Bekleidungsleder | 100 | Keine Änderung |
Galanterieleder | 60 | Keine Änderung |
Sohlleder | - | Keine Änderung |
Quelle: Zeitschrift Leder & Häute Markt 3/2008, S. 46.
Folgende Schritte sind bei der Gerbung von Ledern (außer Felle oder Pelze) üblich:
- Enthaaren und Auflockerung des Hautfasergefüges (Hautaufschluss)
- Entfleischen (mechanisches Entfernen des Unterhautbindegewebes)
- Spalten (bei dicken Häuten)
- Entkälkung
- Entfettung (nur bei Hautarten mit viel Naturfett z. B. Schwein, Schaf)
- Gerbung
- Anfeuchten (Konditionieren)
Die Gerbung von Pelzen und Fellen verläuft ähnlich:
- Entfleischen (mechanisches Entfernen des Unterhautbindegewebes)
- Wäsche * Entfettung
- Gerbung
- Konditionieren (Anfeuchten, Behandlung mit feuchten Sägespänen (Feuchtläutern))
- Schleifen der Lederseite
- Kämmen des Haarkleides
- Trockenläutern (Behandlung mit trockenem Holzmehl)
- Bügeln des Haarkleides
Weitere Informationen im Web
Stationen der Lederherstellung |
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Lagern - Weichen - Entfleischen - Äschern - Beizen - Gerbung - Abwelken - Sortieren - Spalten - Falzen - Neutralisieren - Füllen - Färben - Fetten - Trocknen - Stollen - Zurichtung - Kontrolle |
Verfahren der Gerbung |
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Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung (siehe auch Glacé) - Sämischgerbung - Synthetische Gerbung |